Die Türkei sah sich in den letzten Jahren einer zunehmenden Isolation ausgesetzt, zumindest in Bezug auf ihre unmittelbaren Nachbarstaaten und der näheren Umgebung.
Die schmerzhafteste Entfremdung dürfte dabei im Falle Ägyptens stattgefunden haben. Als dem bevölkerungsreichsten Land und historischen Machtzentrum der arabischen Welt kommt dem Land eine überragende Bedeutung zu. Und nachdem 2011 die Muslimbrüder unter Mohammed Mursi die Regierung stellten, konnte Ankara auf ein längerfristiges Bündnis hoffen.
Doch daraus wurde nichts.
2013 kam es zu einem Militärputsch, und eben jenes Militär unter Feldmarschall as-Sisi übernahm wieder die Kontrolle über das Land. Für die Türkei stellte dies einen schweren Rückschlag dar, wollte sie doch, begünstigt durch die Wirren im Zuge der Arabischen Revolution, ihr Modell einer sunnitisch-konservativen Staatsführung im Nahen Osten verbreiten. Dazu verbündete sie sich Anfang des letzten Jahrzehnts mit der Muslimbrüderschaft.
Seit dem Putsch 2013 gab es praktisch keine Beziehungen zwischen den beiden Regierungen, ein Umstand, welchen insbesondere Israel, Zypern und Griechenland zu nutzen versuchen, indem sie auf dem Energiesektor eine Zusammenarbeit anstreben.
Die erneute Verständigung mit der Türkei könnte dieses Projekt natürlich gefährden, und die gemeinsame Verurteilung der ägyptischen Repressionen gegenüber der Bevölkerung durch westliche Staaten, der ersten dieser Form seit 2014, zeugen von der Nervösität des Westens angesichts dieser Kooperation. Allerdings dürfte der Umstand, dass Biden deutlich kritischer mit Saudi-Arabien, einem der engsten Verbündeten Ägyptens, umgeht, als dies unter Trump der Fall gewesen ist, zu Ägyptens Kontaktaufnahme mit Ankara beigetragen haben.
Wie sich die Beziehung dieser beiden regionalen Kraftzentren entwickelt, ist eine der zentralen Fragen für den Nahen Osten.