Alte Schwierigkeiten

Was also passiert, wenn die Nachbarländer und Verbündeten Deutschlands einmal nicht mehr eine Aufrüstung des Landes befürworten? Und wie wurde bisher mit dem Problem umgegangen?

Anhand der geschichtlichen Beispiele, insbesondere aus dem 20. Jahrhundert, ist leicht ersichtlich, welche Gefahren dies mit sich bringen würde. In den reinen Grenzen des Nationalstaates gedacht, benötigt Deutschland, um absolute Sicherheit vor Angriffen eines Bündnisses seiner Nachbarstaaten zu erreichen, militärische Kapazitäten, welche stärker sind als die Kräfte dieses Bündnisses. Diese Stärke jedoch wäre im Umkehrschluss automatisch groß genug, um für jeden Nachbarstaat, einzeln betrachtet, eine gewaltige Bedrohung darzustellen, weshalb diese auf ein Verteidigungsbündnis zurückgreifen müssten. Darin besteht das Paradox der deutschen Mittelstellung in Europa.

Nach Gründung des Deutschen Reiches 1871 war es zunächst das diplomatische Genie Bismarcks, welches durch eine komplizierte Bündnispolitik den Frieden auf dem Kontinent wahrte. Nach dessen erzwungenem Rücktritt fiel dies jedoch in sich zusammen und führte in den Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg versuchte man durch die Einrichtung des Völkerbundes und insbesondere der harten Bedingungen der Versailler Vertrages, Stabilität in Mitteleuropa zu gewährleisten. Der Völkerbund jedoch erreichte nie die Bedeutung wie die UNO einige Jahrzehnte später, und nach der Wirtschaftskrise 1929 waren die Bedingungen der Siegermächte in Deutschland endgültig diskreditiert. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 versuchte man, durch die Einbindung des Landes in die Institutionen der EU und der NATO sowie durch die Militärpräsenz und nukleare Streitmacht der USA eine Situation zu schaffen, in welcher dieses deutsche Paradox nicht zur Entfaltung kommen konnte.

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