Während eine Vielzahl an Mächten derzeit versucht, deren Positionen im Raum zwischen Marokko und der Ukraine, also jener Gegend, welche den europäischen Kontinent mit dem Rest der Welt verbindet (oder trennt, je nach Sichtweise), sind die Staaten Europas in diesem Spiel seltsam abwesend. Lediglich die alte Kolonialmacht Frankreich verfügt über eine stärkere Position.
Da der Welthandel sich in Zukunft wohl zunehmend auf dem eurasischen Kontinent konzentrieren wird, ist dies eine für Europa gefährliche Entwicklung, da hierdurch sämtliche Handelswege vom Kontinent Richtung Osten von fremden Mächten kontrolliert wird. Allerdings könnte sich, angesichts des sich verschärfenden Klimawandels, eine neue Option ergeben.
Die sogenannte Nordostpassage, also die Route im nördlichen Polarmeer parallel zur russischen Küste, kann bald womöglich ebenfalls kommerziell genutzt werden. Damit wäre nicht nur eine Alternative zur Suez-Malakka-Route geschaffen, es wäre sogar eine erhebliche Verkürzung. Der erste Gewinner wäre natürlich Russland selbst. Es wäre eine seltsame Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet jene Macht, welche stets das Meer gesucht und nie gefunden hat, welche eine Vielzahl an Kriegen und Konflikten führte, um einen Zugang zu den großen Ozeanen zu erhalten, ein solches vor der eigenen Küste im Entstehen sieht.
Für den europäischen Kontinent könnte dies ebenfalls eine große Chance darstellen, sollte es sein Verhältnis zu Russland in Zukunft bessern können und, wer weiß, wieder von einem Europa „von Lissabon bis Wladiwostok“ redet.