Während viel diskutiert wird über den chinesischen Einfluss im Nahen Osten und sein Verhältnis zum Iran, über die geopolitischen Auseinandersetzungen am Horn von Afrika oder den sogenannten neuen kalten Krieg zwischen den USA und China, der Name des wohl bald bevölkerungsreichsten Landes der Erde taucht nur selten auf und nie an erster Stelle.
Dies liegt zunächst einmal an der geografischen Lage des Landes. Als eigener Subkontinent ist Indien in gewisser Weise abgeschnitten von den großen Landhandelsrouten des eurasischen Kontinents. Wer nicht direkt nach Indien liefern möchte, muss praktisch nie das Land durchqueren. Lediglich auf dem Indischen Ozean ist das Land bedeutend, jedoch führen auch hier die Handelsrouten so weit südlich durch das Meer, dass Indiens Vorteil größtenteils verpufft. Die erbitterte Rivalität mit seinem direkten Nachbarn Pakistan tut ihr Übriges, die strategischen Möglichkeiten des Landes zu begrenzen.
Aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht kann das Land nicht die notwendige Kraft entfalten. Das Wachstum liegt seit Jahrzehnten deutlich hinter jenem Chinas, im Coronajahr 2020 hat dieser Unterschied sich noch einmal vergrößert. Das Land ist keines der beliebtesten Ziele für Auslandsinvestitionen und die Infrastruktur muss auch noch deutlich verbessert werden. Und technologisch ist Indien, für viele im Westen immer noch das asiatische IT-Land schlechthin, weit entfernt von den USA, China oder Russland.
All dies führt auch zu dem entscheidenden Manko der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit auf militärischem Gebiet. Insbesondere die Tatsache, dass die indische keine ähnliche Ausstrahlung besitzt wie die chinesische oder türkische, ist angesichts der Geografie Indiens ein deutlicher Hinweis auf deren Unterlegenheit.
Simon Dierich 