Warum ist der Libanon so schwer zu regieren?

Wer einmal die Gelegenheit hatte, wie ich heute, in die Bekaa-Ebene zu reisen, wird schnell merken, warum es so schwierig ist, die Kontrolle über einen Staat wie den Libanon zu halten.

Die Küste des Libanon war seit jeher ein Ort des Handels und des Austausch zwischen verschiedenen Ländern und Reichen. Tyros, Saida, Byblos oder Tripolis sind mittlerweile seit Jahrtausenden auf das Meer hin ausgerichtet, liegt hinter ihnen doch bald das Libanon-Gebirge. Diese Küstenwelt ist auch jener Libanon, welches Ausländer häufig mit dem Land verbinden.

Doch ist dies nur die eine Hälfte.

Hinter dem Gebirge, eingekesselt zwischen dem Libanon und dem Anti-Libanon, welches das Land von Syrien abgrenzt, erstreckt sich die Bekaa-Ebene. Dieser weite, teils fruchtbarer, teils wüstenähnlicher Streifen Land, macht die andere Hälfte aus. Hier liegt auch Baalbek, die alte, riesige, nie ganz fertig gestellte Tempelanlage der Römer, in welche sie mehrere Jahrhunderte harter Arbeit investierten.

Wie das gelingen konnte, scheint noch heute einem Wunder zu gleichen. Denn wenn man ehrlich ist, gibt es im Grunde nur eine große Straße, welche die Küstenregion mit dem Bekaa-Tal verbindet. Diese Straße, welche von Beirut aus in Richtung Osten führt, erreicht die Ebene schließlich in dem Örtchen Chtoura. An einer Kreuzung scheint sich hier die Gesamtheit aller Fahrzeuge in der Region zu versammeln, ein heilloses Chaos.

Dass ein Land wie der Libanon, ohnehin nicht ausgestattet mit einer langen Tradition der Eigenstaatlichkeit, in einem derart komplizierten Umfeld stets Probleme hat, den Bekaa zu kontrollieren, ist dabei nicht weiter überraschend. Nicht umsonst gilt die Region heute bei vielen als „Outlaw-Area“, und hier war es auch, wo der Iran die Hizbollah-Miliz zunächst ausheben und schließlich ausrüsten konnte.

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