Der Libanon war für den größten Teil seiner Geschichte auf den Westen ausgerichtet, auf das Mittelmeer und später die europäischen Nationen. Könnte sich heute, in Zeiten eines aufstrebenden Chinas und expansionistischen Irans, das Land erstmals seit langem wieder nach dem Osten richten?
Sollte der Iran in der Lage sein, einen lang gehegten Traum zu erfüllen und, über den Irak, Syrien und Libanon, das Mittelmeer direkt durch seine Einflusssphäre zu erreichen und langfristig zu halten, wäre dies eine epochale Wende für den Libanon.
Das Land könnte somit als ein Brückenkopf dienen zwischen dem Iran und Mittelmeer, strategisch eine ungemein gute Ausgangslage. Natürlich müsste der Iran dafür auch wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen, zudem muss die Infrastruktur errichtet werden, angesichts der instabilen Lage im Irak und Syrien alles andere als eine leichte Aufgabe. Sollte dies jedoch, im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte, gelingen, könnte der Handelskorridor zu Lande bis nach Zentralasien und China ausgeweitet werden.
Doch es ist nicht nur der Iran, durch neue Verträge mit China selbst immer weiter Richtung Osten schwenkend, welcher an der Zedernrepublik interessiert ist. Die Türkei ist heute sehr einflussreich in den sunnitischen Bevölkerungsteilen des Landes, insbesondere in Tripolis, und hat auf ihrem Weg zur Hegemonie über das östliche Mittelmeer gewiss auch ein Auge auf das Land geworfen. Selbst Russland, im syrischen Tartus bereits mit einer Marinebasis vertreten, zeigt neuerdings sein Interesse an den Hafenanlagen von Beirut und Tripolis.
Die nächsten Jahre dürften entscheidend werden bei der Frage, in welche Richtung sich der Libanon zukünftig ausrichten wird.