Derzeit gibt es Berichte über ein neues Bündnis zwischen drei arabischen Nationen im Nahen Osten, welches dem Einfluss vom Iran und der Türkei entgegenwirken soll. Wie realistisch ist ein solches Szenario?
Ägyptens Weg zurück auf die globale Bühne
Ägypten ist eines der historischen Machtzentren in der Region, über mehrere Jahrhunderte hinweg war Kairo das politische Zentrum der arabischen Welt. Zuletzt dominierte es zu Zeiten des arabischen Nationalismus, in den 1960er und -70er Jahren, die Politik des Nahen Ostens, angeführt von ihrem charismatischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, der die Massen zu begeistern wusste.
Davon war zuletzt nicht mehr viel übrig.
Insbesondere seit den Unruhen im Zuge des Arabischen Frühlings und dem Militärputsch 2013 war das Land zunächst um die innere Sicherheit bemüht und hatte wenig Zeit und Kraft für eine aktive Außenpolitik. Das scheint sich jedoch langsam wieder zu ändern, kann die Landesführung unter General al-Sissi immerhin acht Jahre inneren Frieden und eine wirtschaftliche Erholung vorweisen. Was läge also näher, als sich wieder in der internationalen Politik zu engagieren?
Drei von einer Sorte
Geschehen soll dies durch die Zusammenarbeit mit Jordanien und dem Irak. Zusammen würden diese Staaten ein riesiges Gebiet ausmachen, von der Grenze Libyens bis zum Iran und der Türkei. Im Fokus stehen dabei die Wirtschaft und die innere Sicherheit, haben doch alle drei Länder auf diesen Feldern erhebliche Probleme. Und natürlich soll eine Gegengewicht geschaffen werden gegenüber dem Iran und der Türkei, den neuen Regionalmächten im Nahen Osten.
Primär geht es wohl darum, den Irak ein Stück weit aus dem Würgegriff Teherans zu befreien. Und da in den Verhandlungen ausdrücklich der Begriff Levante (Sham auf Arabisch) gefallen ist, der Region an der östlichen Mittelmeerküste, kann man davon ausgehen, dass auch Syrien wieder in die Riege der arabischen Nationen aufgenommen werden soll, aus welcher es im Zuge des Bürgerkriegs praktisch verbannt wurde.
Da weder Ägypten noch Jordanien militärisch im Irak oder Syrien eingreifen können, werden sie wahrscheinlich versuchen, über wirtschaftliche Anreize neue Kontakte zu knüpfen und damit ihren Einfluss auszubauen. In gewissen Umfang könnten sie damit sogar Erfolg haben, immerhin hat der Iran selbst große wirtschaftliche Schwierigkeiten und dürfte, solange es eigene Profitmöglichkeiten erblickt, diese Zusammenarbeit gewähren lassen.
Teheran hält die Karten in der Hand
Man sollte jedoch nicht glauben, dass es seine starke Position in den beiden Ländern leichtfertig aus der Hand geben wird. Der Iran kontrolliert weite Teile der politischen Klasse im Irak und hat Assad im Bürgerkrieg zur Seite gestanden. Sobald es in diesem Bündnis eine Gefahr für seine eigenen Interessen erblickt, wird es den Plänen einen Riegel vorschieben.
Die Allianz soll den Zweck haben, die arabische Stellung in der Region zu stärken. Doch in Wirklichkeit ist es nicht viel mehr als ein Bündnis von Teherans Gnaden.