Die politische Situation in Frankreich ist schon seit längerem angespannt, die Präsidenten sind unbeliebt und wirken häufig hilflos, das Militär steht in Afrika und kämpft vermeintlich hoffnungslose Gefechte aus, und im Innern schwächelt die Wirtschaft, während immer mehr Bürger des Landes sich abwenden vom Staat. Die Coronakrise hat die Lage, wie überall sonst, nochmal verschärft und lässt nichts Gutes ahnen für die Wahlen nächstes Jahr.
Marine Le Pen hingegen, als Vorsitzende der rechts-nationalen Rassemblement National, stehen womöglich große Zeiten bevor. Dazu passt auch ein öffentlicher Brief an den Präsidenten und die Mitglieder der Regierung und des Parlaments, welcher von 19 ehemaligen Angehörigen des Militärs, darunter mehrere Generäle, verfasst wurde. Darin warnen diese vor den künftigen Entwicklungen in Frankreich, welche in einen Bürgerkrieg münden könnten, welcher dann wiederum das Militär auf den Plan rufen würde. Le Pen twitterte dazu, um ihre Zustimmung zu signalisieren, und hat dem zunächst kaum beachteten Aufruf damit erst die mediale Aufmerksamkeit beschert.
Während einige in dem Brief lediglich eine adäquate Analyse der momentanen Situation in Frankreich sehen, werten ihn andere als eine versteckte Drohung zu einem Militärputsch, was durch die Tatsache genährt wird, dass der Text genau 50 Jahre nach dem Putsch des Generäle während des Algerienkrieges 1961 veröffentlicht wurde, durch welchen Charles de Gaulle von seinem Rückzug aus dem nordafrikanischen Staat abgebracht werden sollte.
Die französischen Präsidentschaftwahlen 2022 dürften die bedeutendsten Wahlen Europas seit dem Brexit-Referendum werden, womöglich noch darüber hinaus.